Eigentlich kann man diese Frage mit einem Satz beantworten. Das Blogsystem Wordpress will unbedingt CMS sein, ist es aber nicht. Wordpress ist ein Blogsystem und wird nur durch die Installation von vielen Plugins zum CMS. Die Frage wäre somit bereits beantwortet.
Kürzlich habe ich auf einer Agentur-Website gelesen, das der Vergleich zwischen Joomla - Wordpress, etwa das Gleiche wäre, wie wenn man Windows mit Apple vergleichen würde, es würde halt zwei Lager geben. Ich versuche den Vergleich viel differenzierter anzugehen, also nicht nur, was ich alles realisieren kann mit einem System, sondern vielmehr und was mir wichtiger erscheint, wie realisiert man etwas mit einem Joomla und wie mit dem Blog System Wordpress. Die Sache sieht dann nämlich ganz anders aus, man muss nur auch noch ehrlich bleiben dabei.
Also erstes kommt für mich die Frage des Frameworks von Wordpress und Joomla auf, also wie ist ein System aufgebaut. Wie zum Beispiel werden Joomla Extension oder Wordpress Plugins eingebunden, wie ist ein Datenmodell getrennt von einem Kontroller und der View, wie wird eine Routine eingebunden usw. Klar, wer Wordpress und Joomla wirklich kennt, der weiss, dass Wordpress mit Plugins erweitert werden muss, um nur schon an den Standart-Funktionsumfang von Joomla heranzukommen, dass er kaum erreicht werden kann, ist auch klar. Es ist unbestritten, dass durch Erweiterungen eines solchen Systems, egal ob Joomla oder Wordpress die Fehleranfälligkeit wächst. Die Sicherheit lasse ich mal weg um fair zu bleiben, denn auch Joomla kann unsicher werden, wenn gewisse Schwachstellen nicht berücksichtigt werden. Das ist eine Tatsache, die von Wordpress Agenturen immer wieder bestritten werden, man ist ja geschäftstüchtig. Da ich beide Systeme im Angebot habe, kann man mir das nicht vorwerfen, ich stelle die Systeme einfach gegenüber. Für eine Familienwebsite oder jemand, der seine Weltreise bloggen will, reicht Wordpress ja auch aus.
Wenn ich Wordpress mit Joomla in den Standardinstallationen vergleiche und mich als Administrator einlogge, fällt mir bald mal auf, das wichtige Dinge fehlen. Zum Beispiel fehlen gänzlich Filter, ich möchte meine Beiträge oder was auch immer beim Auflisten sinnvoll filtern können, nach verschiedenen Kriterien, ohne dass ich bereits ein Plugin einspielen muss. Das sind Standardfunktionen, die meiner Meinung nach in einem CMS enthalten sein sollten aber genau in einem Blog nicht wichtig sind, denn da ist das Datum ein alleiniges Kriterium und von Wichtigkeit. In einem CMS will ich Beiträge nach Benutzergruppen, nach Feldern, Titeln, Untertiteln, Berechtigungen, Sprachen Kategorien, Autoren, hervorgehobenen Artikeln usw. filtern. Auch eine nützliche Rechteverwaltung mit Benutzergruppen, um Aufgaben zuordnen zu können, muss vorhanden sein. Beiträge einzelnen Benutzern zuordnen zu können, mit Berechtigungsattributen, was Arbeitsgruppen alles dürfen und was nicht, gehört ebenso zu einem CMS. Dies sind vorab Dinge, Dinge, die ein CMS integriert hat und die Liste lässt sich um solche "CMS Funktionen" erweitern ohne suchen zu müssen. Ein Blogsystem braucht das alles nicht und darum hat das Wordpress das auch alles nicht. Installiert man solche Plugins, so wird Wordpress zu einem "Möchte gern CMS sein" mehr nicht. Man soll mich nicht falsch verstehen, Wordpress ist das beste Blogsystem überhaupt nicht mehr und nicht weniger, das bleibt unbestritten, es ist das Tool, welches am einfachsten zu erlernen ist, es ist eine Blog-Software aber es ist kein CMS und es wird nie eines werden.
Die beiden Systeme sind verschiedene Dinge, ein Vergleich sollte deshalb gar nicht erst gemacht werden.
Der technische Aufbau von Joomla unterscheidet sich von Wordpress imens. Durch die MVC Technik (Modell View Controller), die eine umfassende, professionelle Programmierung ermöglicht und darum gerade für den Entwickler von Vorteil und grosser Wichtigkeit ist, ist es ein Framework. Das ermöglicht, Extensions einzubinden wie es das Wort sagt, also nicht nur aufzusetzen, sondern einzubinden. Weil das so ist, werden solche Extensions oft mit hochwertiger Qualität gefertigt, die auch professionellen Anforderungen genügen.
Das Joomla Framework steht dem Programmierer in einer enormen Funktionalität zur Verfügung, jeder Programmierer der Joomla kennt, wird die API schätzen. Mit Joomla werden komplizierteste Datenbankabfragen möglich, diese sind dann feste Bestandteile des Systems, setzen auf einen Kontroller mit Datenmodell und werden so dem Benutzer ausgegeben. Ich denke an Warenlager-Anbindungen, an Lohn- Rechnungs- oder Buchhaltungssysteme, Integration von Excel und weiteren bekannten Anwendungen. Die Anbindung mit LDAP ist gegeben auch eine Anbindung an Microsoft Server Plattformen kann umgesetzt werden.
Dem Interessierten empfehle ich: Die beiden Systeme nebeneinander zu haben, sich bei Beiden anzumelden, um zu sehen, wie nur schon der Administrator-Bereich aufgebaut ist. Auch der Leihe, wird sofort sehen, dass Joomla das technisch schönere System ist. Bei Wordpress sieht ein Anfänger bald wo es lang geht, das darf man von Joomla nicht behaupten, denn da braucht es eine gewisse Einarbeitungszeit.
Wordpress bleibt ein sehr einfaches System, welches auch der Laie bald am "Laufen" hat. Es erfordert kaum Kenntnisse, jeder kommt sofort damit klar. Das ist der grosse Vorteil und die Agenturen installieren es, wählen eine Vorlage für das optische Erscheinungsbild und schon bald ist die Website fertig. Das ist ein Vorteil den natürlich die Webagenturen besonders schätzen, man kann richtig Geld verdienen damit ohne Aufwand.
Wordpress setze ich dann ein, wenn es sehr günstig sein muss, wenn es nur ein Blogsystem oder eine kleine Website sein soll und wenn die Vor- und Nachteile dem Kunden bekannt sind und er das immer noch so will. Denn dann hat Wordpress seine Berechtigung. Sollte er nur einmal während der Beratung die Frage stellen, ob man später das oder jenes einbauen könnte, dann kommt Wordpress nicht in Frage. Selbst dann nicht, wenn mir entgegnet würde, ja aber Wordpress hat ja auch ein das oder jenes..., die Antwort ist konsequent nein, mache ich nicht. Zu meinem Schutz und zum Schutze des Kunden.